Stockholmer "Bilder der Gegenwart"

Derzeit gibt es eine interessante Foto-Ausstellung im Stockholms läns museum in Nacka, dem Museum für Geschichte, Kulturerbe und Kunst der Region Stockholm.

Wenn Sie jetzt denken: "Stockholm? Da komme ich gerade gar nicht hin!" - nicht wegklicken! Die Ausstellung ist auch interessant, wenn man sie sich nicht vor Ort anschauen kann. Die Fotos kann man alle auch online ansehen - und das macht das Ganze so spannend, finde ich (ich komme nämlich auch gerade leider nicht nach Nacka).

 

Aber erst einmal ein paar Worte zum Ausstellungsprojekt Samtidsbild (Gegenwarts-Bild):

 

Im Herbst 2013 hatte das Museum einen Fotowettbewerb ausgeschrieben, bei dem die Bewohner des Großraumes Stockholm aufgerufen waren, eigene digitale Fotos in den Kategorien "Alltag", "Gesellschaftsentwicklung" und "Kommunikation" hochzuladen. Bis zur Deadline am 31.12.2013 gingen mehr als 1300 Fotos ein. Es wurden zwei Gewinner ermittelt, einer durch eine Jury und einer durch eine Publikumsabstimmung. Beide bekamen ein Preisgeld von jeweils 5.000 SEK (ca. 550 EUR).

 

 

 

Der Gewinner des Publikumspreises ist Daniel Ponce de Leon mit seinem Bild Prova på argentinsk tango (Probestunde in Argentinischem Tango), aufgenommen im Vergnügungspark Gröna Lund in Stockholm.

 

 

 

 

 

 

 

 


Quelle: Stockholms läns museum/ Samtidsbild/ Daniel Ponce de Leon


 

Den Preis der Jury hat John Arthur Ekebert mit Järngänget (Eine starke Gemeinschaft) gewonnen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: Stockholms läns museum/ Samtidsbild/ John Arthur Ekebert

 

 

Die beiden Gewinnerbilder und alle anderen eingesandten Fotos sind jetzt in der Ausstellung zu sehen. Wenn Sie auf die Website des Stockholms läns museum gehen (den Link finden Sie unten), können Sie sich sämtliche Bilder ansehen. Ich blättere immer wieder gerne durch die Fotos, denn ich finde, sie vermitteln ein Bild vom Leben in der Region Stockholm - und zwar nicht das Hochglanz-Abziehbild der Tourismuszentrale, sondern das wirkliche Alltagsgesicht.

 

Es lohnt sich, immer mal wieder auf die Website zu schauen, denn es können weiterhin Fotos hochgeladen werden; es gibt also immer wieder etwas Neues zu entdecken. Man kann sogar einen RSS-Feed abonnieren, der über neue Bilder informiert.

 

Die Ausstellung ist ein Teil des Projektes Bilder för framtiden - strategier för insamling av digitalt födda fotografier (Bilder für die Zukunft - Strategien zur Sammlung digitaler Fotografien), das das Stockholms läns museum zusammen mit den Malmöer Museen (Malmö museer) betreibt. Es untersucht die Veränderungen, die die digitale Fotografie für die Museumsdokumentation mit sich bringt. Die heutige Digitalfotografie ist vergänglich. Es wird zwar sehr viel mehr fotografiert als früher, aber vieles wird nicht dauerhaft gespeichert. Außerdem wissen wir nicht, wie lange die mit heutiger Technik aufgenommenen Bilder lesbar sein werden.

 

Mit den eingesammelten Fotos soll der Alltag in der schwedischen Hauptstadt zu Beginn des dritten Jahrtausends dokumentiert werden. In den digitalen Archiven des Museums werden sie für die Nachwelt dauerhaft gespeichert, um sie als Kulturerbe zu bewahren.

Darüber hinaus wird den Einwohnern der Hauptstadt die Möglichkeit gegeben, aktiv am Schreiben einer Kulturgeschichte der Region teilzuhaben, und die Probleme und Fragen, die dabei deutlich werden, können angegangen werden.


Ich bin begeistert von der Idee, auf diese Weise ein Bild einer Region und ihrer Menschen zu zeichnen - indem man den Einzelnen ernst nimmt und ihm auch die Möglichkeit gibt, Kritik zu üben - mit der Perspektive, dass sich eine Diskussion ergibt und Verbesserungen angestoßen werden können.

 

Ich würde mir wünschen, dass es in Deutschland ähnliche Projekte gäbe. Das positive Menschenbild, das dabei zugrunde liegt, würde uns hierzulande sehr gut tun.

Aber vielleicht gibt es ja auch hier inzwischen ähnliche Projekte im Museumsbereich und ich habe nur noch nichts davon gehört? Ich würde mich über Rückmeldungen freuen.

 

So, wenn Sie jetzt neugierig geworden sind und in den nächsten Monaten einen Urlaub in Schweden mit einem Aufenthalt in Stockholm planen, dann sollten Sie überlegen, sich die - kostenlose - Ausstellung "offline" im Stockholms läns museum anzusehen.

Das Museum befindet sich im Kulturhaus Dieselverkstaden im Sickla Einkaufszentrum in Nacka. Sie erreichen es in nur fünf Minuten mit dem Bus oder der Bahn von Stockholm Slussen.

 

Ich empfehle Ihnen, von Slussen aus die Linie L25 der Saltsjöbanan nach Sickla zu nehmen, sich die Ausstellung anzusehen und danach mit derselben Linie der Bahn weiterzufahren bis zur Endhaltestelle in Saltsjöbaden. Es ist ein wunderschönes Ausflugsziel und schon die Fahrt ist ein Erlebnis.

 

Nehmen Sie Ihre Badesachen mit, in Saltsjöbaden gibt es Stockholms einziges erhaltenes Kaltbadehaus (Saltisbadet), eine Meer-Badeanstalt von 1925.

 

Die Ausstellung läuft noch bis zum 5. Oktober - Sie haben also noch den ganzen Sommer Zeit...

 

 

 Links zur Ausstellung:

 

Website des Stockholms läns museum (mit Öffnungszeiten und Wegbeschreibung):

www.stockholmslansmuseum.se

 

direkter Link zur Bildergalerie der Ausstellung:

www.stockholmslansmuseum.se/utstallningar/tavlingsbidrag/

 

Sie können im Menü links die einzelnen Kategorien (vardag=Alltag/ samhällstrend=Gesellschaftsentwicklung/ kommunikation) wählen und sich die Bilder ansehen.

 

neu hochgeladene Fotos sowie den RSS-Feed dazu finden Sie hier:

www.stockholmslansmuseum.se/faktabanken/samtidsbild/

 

Presselinks:

www.sverigesradio.se/sida/artikel.aspx?programid=2108&artikel=5850386

 
www.blogg.dn.se/epstein/2014/04/26/samtidsbild-i-1-300-varianter/

 

Abbildung der beiden Gewinnerfotos der Ausstellung mit freundlicher Genehmigung des Stockholms läns museum

 

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